Dresdner Studie belegt, dass der ÖPNV im Osnabrücker Umland eine geringe Rolle spielt

Die Aussage der Technischen Universität (TU) Dresden ist klar: Trotz insgesamt zunehmender Mobilität spielt der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) im Osnabrücker Umland eine immer geringere Rolle !
 
Der Anteil des „MIV“ (motorisierter Individualverkehr) am sog. „Modal Split“ (Aufteilung des Gesamtverkehrsaufkommens auf die einzelnen Verkehrssektoren) dominiert mit 65 % das Verkehrsgeschehen stärker als je zuvor. Ein Trend zur „Verkehrswende“ ist hieraus jedenfalls nicht ableitbar. Im Gegenteil – das private Auto ist zumindest im Osnabrücker Umland angesichts unzureichender Angebote im ÖPNV offenbar für viele Bürgerinnen und Bürger nach wie vor unverzichtbar und dies nicht nur in Corona Zeiten, in denen der Buss einen Infektions hotspot darstellen kann. 
 
Die Stadt Osnabrück ist  durch über 70.000 Ein- und Auspendler und zahlreiche Wirtschaftsverkehre verkehrsmäßig eng mit dem Umland verflochten. Daraus folgt, dass auch die Osnabrücker Verkehrsinfrastruktur diesem Trend Rechnung tragen muss. Eine weitere Reduzierung des Verkehrsraumes zu Lasten des MIV kann daher zumindest solange nicht ernsthaft erwogen werden, wie keine in punkto Erschließungsqualität (Haltestellendichte)  und Bedienungsqualität (Taktdichte und tägliche Dauer des ÖPNV-Angebotes) attraktiven Alternativen im ÖPNV auch für das Umland zur Verfügung stehen. Das Fahrrad / Pedelec / E-Bike kann nur für kurze Distanzen, bei ebener Topografie und bei gutem Wetter als echte Alternative zum Pkw angesehen werden.
 
BOB steht einem gezielten ortsübergreifenden Ausbau des Radverkehrsnetzes und einer wirtschaftlich vertretbaren Ausweitung des ÖPNV in Osnabrück in enger Verzahnung mit dem Umland grundsätzlich positiv gegenüber, um die übergeordneten ökologischen und städtebaulichen Ziele (Luftreinhaltung, Lärmminderung, Ressourcenschonung, Reduzierung von Trennwirkungen usw.) zu erreichen. Hierbei muss die Verhältnismäßigkeit jedoch gewahrt bleiben. Die Erreichung dieser Ziele sollte daher nicht nur durch eine einseitige Fokussierung auf eine Änderung des „Modal Split“ zugunsten des sog. „Umweltverbundes“ (ÖPNV, Radverkehr und Fußgängerverkehr) angestrebt werden,   insbesondere durch verbesserte Angebote im ÖPNV und Radverkehrsnetz (z. B. durch den Bau von Schnellradwegen von Osnabrück zu allen wichtigen Umlandgemeinden) – ohne hierbei jedoch den Verkehrsraum für den MIV unzumutbar weiter zu reduzieren.
 
Vielmehr sollten auch technische Innovationen wie z. B. die E-Mobilität nicht nur für den ÖPNV, sondern auch für den MIV städtischerseits gefördert werden, z. B. durch ausreichende Anzahl von Ladestationen in Parkhäusern, an öffentlichen Parkplätzen usw. In den skandinavischen Ländern, denen man allesamt bestimmt einen hohen ökologischen Standard bescheinigen kann, ist dies längst Standard. Und dies wird dort sehr pragmatisch realisiert, ohne ideologisch verbrämte Debatten gegen das Auto. Kopenhagen z. B. hat ein fantastisches Radverkehrsnetz, einen sehr guten ÖPNV, aber auch ein dichtes Netz von breiten oft bis zu 8-spurigen Stadtautobahnen und genau dadurch keine Verkehrsprobleme. Der gute Verkehrsmix macht sich hier positiv bemerkbar, indem die jeweiligen Vorteile (ÖPNV und Radverkehr im Stadtinnenbereich, MIV in der Fläche) der unterschiedlichen Verkehrssysteme optimal miteinander kombiniert werden. Daran kann Osnabrück sich ein Beispiel nehmen, aber ohne ideologisch verengten Blick ausschließlich auf den Radverkehr und ÖPNV.
 
BOB im April 2020