Von der Oase zur Asphaltfläche – Osnabrück verspielt urbanes Klima- und Gestaltungspotenzial

Was einst als „klimafreundlicher Multifunktionsplatz“ angekündigt wurde, präsentiert sich heute als weitgehend versiegelte Asphaltfläche mit alibihaft platzierter Bepflanzung. Die Umgestaltung des Ledenhofs steht exemplarisch für eine Stadtplanung, die unter der Last technokratischer Ausreden und gestalterischer Einfallslosigkeit zu kollabieren droht. Anstelle begrünter Rückzugsräume, die Lebensqualität schaffen und das innerstädtische Mikroklima regulieren könnten, dominiert nun hitzespeichernder Belag – entgegen sämtlicher Visualisierungen und Zielsetzungen im Rahmen des Förderprogramms „Zukunft Stadtgrün“. Die offizielle Begründung verweist auf technische Sachzwänge infolge der darunterliegenden Tiefgarage. Doch die Entscheidung gegen versickerungsfähige Beläge und für eine nahezu vollständige Versiegelung folgt einem bekannten Muster: Bereits im Schlossgarten wurde unter gleicher baupolitischer Handschrift aus gewachsenem Stadtgrün eine maximalistische Betonwüste.

Aktuelle Hitzekarten („Heatmaps“), die bereits bei der Debatte um den Dominikanerparkplatz im Zusammenhang mit Stadthaus 3 herangezogen wurden, zeigen eindrucksvoll: Urbane Grünräume sind keine gestalterische Kür, sondern eine unverzichtbare Antwort auf zunehmende Hitzebelastung. Begrünung, Entsiegelung und natürliche Beschattung sind essenzielle Säulen kommunaler Resilienz. Studien belegen Temperaturunterschiede von bis zu 20 °C zwischen begrünten und unbeschatteten Flächen.

Der Bund Osnabrücker Bürger (BOB) fordert:
• Echte Bürgerbeteiligung statt nachgeschobener Erklärungsversuche für planerische Fehlentscheidungen wie am Ledenhof,
• eine funktionale und klimagerechte Stadtplanung, die sich an den Bedürfnissen von Mensch und Umwelt orientiert,
• den Rückbau fehlgeleiteter Projekte zugunsten nachhaltiger, lebenswerter Stadträume.

Osnabrück braucht keine weiteren betonierten städtebaulichen Mahnmale – nur um in den Genuss von Fördermitteln zu gelangen –, sondern eine Rückbesinnung auf die Idee der „Grünen Finger“. Der vorausblickende Osnabrücker Stadtbaurat Lehmann forderte bereits im letzten Jahrhundert, die natürlich vorhandenen Grünzüge mit den innerstädtischen Freiräumen zu verknüpfen. Diese Verbindung war und ist die Grundlage für eine klimaresiliente, lebenswerte Stadt.

BOB vor Ort am Ledenhof