Offener Brief und Absage des BOB an die Initiatoren des sog. „Bürgerdialogs“ Verkehrswende

Offener Brief und Absage des BOB an die Initiatoren des sog. „Bürgerdialogs“ Verkehrswende

 

Nachdem man sich als engagierter Bürger bereits in vorherigen Veranstaltungen polemischen Suggestivfragen, schnell vor Schluss geänderten Rednerlisten und Fangfragen, die den Adressaten in die „Nichtwisserecke“ drängen sollten, ausgesetzt sah, möchten wir unsere Teilnahme am sog. 4. „Bürgerdialog“ absagen.

Ein Dialog ist keine demagogische Einbahnstraße – ein tragfähiges Konzept kann nur in einem Miteinander geschehen.

Wir verweigern uns den einseitigen üblichen Claqueuren der Stadtbahninteressierten (Stadtbahn für 380.000.000 € trotz Haushaltssperre) und des Fahrradklubs („..dem Götzen Autoverkehr muss gelegentlich mehr als nur ein Haar gekrümmt werden, da muss auch mal eine ganze Locke dran glauben.“)

Wir verweigern uns einer „einseitigen“ Pseudoveranstaltung, die mit vorgegebenen Fragen eine öffentliche Normierung ihres postfaktischen Denken erreichen will.

Wir verweigern und hier den Laienexperten, welche mit Transportlösungen aus den 50ér Jahren eine „Verkehrswende“ im Osnabrück des Jahres 2017 erreichen wollen.

Wir verweigern uns Suggestivfragen, deren „Wissenschaftlichkeit“ seitens des Veranstalters nicht belegt werden.

Wir verweigern uns einfach mal des hier offerierten ideologisch-ökologischen Extremismus und werden den Abend mit unseren Familien verbringen.

 

Wir hoffen auf Ihr Verständnis und sind weiterhin für konstruktiven Vorschlägen offen.

 

Mit freundlichen Grüßen,

Bund Osnabrücker Bürger

Hier die Fragen der Initiatoren:

 

I. Klimaschutz

Teilen Sie die Auffassung, dass höchste praktische Anstrengungen erforderlich sind, um die Klimaschutzziele angesichts der aktuellen Zahlen nicht erheblich zu verfehlen? WelcheAufgaben sehen Sie als vordringlich?

 

Stimmen Sie zu, dass der Verkehr eine vergleichsweise leicht zu bedienende KlimaschutzStellschraube darstellt, insofern die Kommune als (einzelner) Akteur großeGestaltungsmöglichkeiten hat (im Ggs. zu der Vielzahl von Hauseigentümern bei derGebäudesanierung)? Welche konkreten Umdrehungen an dieser Schraube will IhreFraktion bis 2021 umsetzen?
Fragen:
 
II Verkehrsmix
 
Welche Handlungsprioritäten ergeben sich für Ihre Fraktion aus den neuen Zahlen?
 
Welche Anreize für ein verändertes Verkehrsverhalten (Reduzierung des MIV) halten Siefür geboten, welche müssten in den nächsten fünf Jahren umgesetzt sein?
Teilen Sie die wissenschaftlich bestätigte Erkenntnis, dass eine Reduzierung des MIV ohneRestriktionen nicht möglich ist? Was bedeutet das für die Verkehrspolitik im RaumOsnabrück aus Sicht Ihrer Fraktion?
 
 
III Radverkehr
 
Welche Verbesserungen will Ihre Fraktion bis 2021 umsetzen?
 
Streben Sie die Veränderung des Haushaltstitels Radverkehr an? In welcherGrößenordnung?
 
Sehen Sie die Notwendigkeit, den Verkehrsraum neu zu verteilen (zugunsten desRadverkehrs/Umweltverbundes, zulasten des MIV)?
 
Welche konkreten Maßnahmen zur Verkehrssicherheit für Radler (Reduktion der schwerenUnfälle) planen Sie für die nächsten Jahre?
 
 
IV Busbeschleunigung
 
Welche Dringlichkeit hat für Ihre Fraktion die Umsetzung(!!) der Busbeschleunigung? Inwelchem Umfang sollen praktische Ergebnisse bis 2021 vorliegen?
 
Können Sie eine Unterstützung der Planung BramscherStraße zusagen? Wenn nein, warum nicht?
 
V Stadtumlandbeziehung
 
Sehen Sie die Notwendigkeit, die Verkehrsbeziehungen zwischen Stadt und Umland imSinne der Klimaschutzziele zu verbessern, also z. B.. auch in den Kragengemeinden einenÖPNV einzurichten, der städtischem Standard entspri
cht und damit dem faktischenVerkehrsraum gerecht wird?
 
Die hohe Zahl an Pendlern (überwiegend PKW-Nutzer)belastet die Straßen der Kernstadtund benötigt Parkflächen – in den meisten Fällen für zwei Fahrzeugbewegungen morgensund abends. Wie will Ihre Fraktion erreichen, dass
dieses Potential an MIV verlagert wird?
 
Manche Politiker stellen den hohen Pendleranteil als „naturgegeben“ hin und meinen, mankönne ihn nicht verändern und dürfe es auch nicht,weil Autofahrer „scheue Rehe“ seien,die man dann aus der Stadt vertreibe. Teilen Sie diese Auffassung? Bitte erläutern Sie Ihre Ansichten.

VI. Systemfrage
 
Welche Konsequenzen ergeben sich für Sie aus den angeführten Zahlen?
 
Wie interpretieren Sie für Ihr politisches Handelndie wissenschaftliche Erkenntnis, dassüberall dort, wo die Deutschen eine Schienenangebotvorliegen haben, knapp doppelt soviele Wege mit dem ÖPNV zurückgelegt werden, als we
nn es nur ein reines Bussystemgibt?
 
Stimmen Sie zu, dass eine Stadtbahn/Straßenbahn einen höheren Pull-Effekt hat als der Busund damit die Klimaschutzziele leichter zu erreichen wären?
 
Teilen Sie die Auffassung, dass angesichts der neuen Ist-Zahlen die Option Stadtbahnernsthaft geprüft werden muss, auch im Hinblick aufeinen langen Realisierungs- undPlanungszeitraum?
 
 
VII Multimodales Verkehrskonzept

Können Sie Sympathie für das Motto gewinnen: „Es muss in 10 Jahren möglich sein, in derRegion Osnabrück ohne eigenes Auto auszukommen.“? Welche praktischen Folgerungenergeben sich daraus für Ihre Fraktion?
 
Welche Bausteine für ein multimodales Verkehrskonzept erscheinen Ihnen wichtig, welchesollen bis 2021 realisiert bzw. angeschoben werden?
 
Radverkehr und Bahnen ergänzen einander erfolgreich, wie man auf den SPNV-Streckenum Osnabrück und in Städten mit Straßenbahn, U- oder S-Bahn beobachten kann. TeilenSie die Auffassung, dass angesichts der bis 2050 zu
erreichenden Ziele die Schiene auch indieser Hinsicht gestärkt werden muss?