„Wäre das Geld nicht besser in günstigeren Busstickets angelegt?“ – Bericht vom Mobilitätsforum 15.8.2018
Die Kosten des liebevoll von den meist fahrradfahrenden Besuchern titulierten „Mobiforums“ betragen 40.000 Euro, gesponsert von der Stadt und den Stadtwerken. So beschlossen durch die rotgrüne Ratsmehrheit. Die Veranstalter des Mobilitätsforums – die Stadtwerke (vertreten durch Herrn Prof. Dr. Rolfes) und Herrn Otte (Stadtbaurat) – begreifen urbanes Leben als “Auto frei” – dies solle einen Wettbewerbsvorteil für die Stadt darstellen, so verkündet auf der ersten Veranstaltung.
Diesmal werden die Projekte vorgestellt:
Die „protected bike lane“ soll mit leuchtender Farbe versehen werden – täte es hier nicht auch Blattgold ? Nachdem bereits 275.000 € für die Verbreiterung von 150 Meter Radweg vergeben worden sind, reißt die Kritik nicht ab. Wird der Wall dann wieder für Monate für ein Leuchtturmprojekt der Mobilen Zukunft gesperrt werden ? (https://www.bob-os.de/den-radfahrer-im-toten-winkel-klare-…/ ).
Nächster Punkt: „Parkingday“
Der Mobilitätspate, der sein Geld mit Büchern über „Ökoroutine“ und Vorträgen über Ökologie und Bürgergehorsam verdient, hält den „parkingday“ für einen vollen Erfolg, Guerillataktik sei notwendig, um Parkraum wieder als Erlebniswelt für den Fußgänger zu realisieren. Ja, vermutlich ist nichts schöner, als seinen Sojalatte in 50 cm Meter Entfernung von stinkenden Dieselbussen zu trinken. Tatsächlich hat keiner der ansässigen Geschäftsleute die Müllhalde aus Kunstrasen und fauligen Europaletten gewollt, die dann eher schamhaft („Sturmschaden“) vom OSB entfernt worden ist. https://www.hasepost.de/heimlich-entfernt-stadt-entsorgt-parkplatz-blockade-in-der-dielingerstrasse-71366/
Keine Erwähnung finden auch die ca. 5000 Euro Verluste der Stadt durch entgangene Parkgebühren an der Dielingerstrasse für das „grüne Palettenmobilie“ der mobilen Zukunft. (https://www.bob-os.de/mobile-zukunft-in-os/ ).
Die von den Stadtwerken und Stadtbauamt bezahlte Moderatorin betont, wie schön es ist, dass alle mitgearbeitet hätten und das Osnabrück mit seinen geplanten Radstationen in aller Munde sei. Sie persönlich habe ja schon ähnliche Kommunikationsprojekte abgelehnt, wenn ihr Bauchgefühl signalisiert hat, dass diese Projekte dann nur in der Schreibtischschublade verschwinden sollten… und überhaupt sei es eine „Lüge“, wenn behauptet werden würde, es ginge hier nur darum, das „Auto“ zu verbieten.
Der Stadtbauchef Herr Otte (bekannt auch durch frankscycleblog, welcher radfahrunwillige Bürger aufs Korn nimmt, https://frankscycleblog.com/2018/…/17/kaffeehausgespraeche/…) blickt dann allerdings wenig später betrübt aus dem Fenster und bemerkt, wenn es jetzt vor der Ampel zwei Autos weniger gäbe, schon sofort wieder zwei Autos hinterher kämen.
Aber es gibt auch ein paar Aufheller: Der Stadtwerkechef Dr. Rolfes referiert über den Versuch, die Mobilität im neuen Landwehrviertel so zu gestalten, dass man kein Auto mehr brauchen würde, auch die Stadtwerke eigenen Carsharingfirmen schrieben schwarze Zahlen. Das Mobilitätsmanagement lokaler Firmen und der Uni / FH werde weiter ausgebaut. Auch Pedelecverleih und Fahrradstützpunkte würden weiter fortgeführt. Interessant könnte auch das „parkandride“ Konzept am Rubbenbruchsee werden.
Die Mylola App der Stadtwerke verknüpft grouponartige Angebote lokaler Anbieter mit dem Busfahrplan, diese sei bereits 20.000 mal angefragt worden – spitzbübisch bemerkt die Moderatorin hierzu, dass die Daten der Kunden besser bei den Stadtwerken als bei Google aufgehoben seien.
Einige der hier vorgestellten Ansätze sind gut und innovativ, viele jedoch nur propagandistische Groschengräber – auch ein Herr Dr. Rolfes hätte seine Schaffenskraft ohnehin bei den Stadtwerken entwickeln können, Flowcar, VIOS und Mylola gebe es auch ohne das Mobilitätsforum.
Wäre das Geld nicht besser in günstigeren Bustickets angelegt ?
Auch der rhetorische Zuckerguss der eloquenten Moderatorin (und Kommunikationsexpertin) kann die Complianceprobleme dieser Veranstaltung nicht überdecken – wenn hier nur zwei Player (i.e. Stadtwerkechef und Baurat) der Verkehrspolitik in Osnabrück das Konzept abgesegnet haben und verantwortlich zeigen, dann ist das „outcome“ eigentlich schon vorgegeben. Solange z. B. Vertreter der IHK, des Taxigewerbes, der Pendler u.v.m. fehlen, ist diese Veranstaltung nicht ergebnisoffen.
Nächster Halt: „Osnabrück hat autofrei.“ – für 10.000 € werden 500 Meter Martinistrasse gesperrt, um eine vierspurige Magistrale für Fußgänger wieder erlebbar zu machen – wird demnächst die A 30 mit ähnlichem Nutzen gesperrt ?