Neumarkt: Dialog mit den Bürgern und der Kaufmannschaft suchen – die Fehler der Vergangenheit meiden !
„BOB erinnert die Parteien, die nach dem Rückzug des Investors jetzt für das grüne Kachelhaus „eine neue Chance“ sehen, dass das Gebäude im Besitz von Unibail Rodamco Westfield (URW) ist und dort im Portfolio verbleiben wird – es sei denn, URW kann es mit Profit abstoßen oder einer weiteren profitablen Nutzung zuführen“, so das hinzugewählte Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt der BOB-Ratsfraktion, Dr. Steffen Grüner in einer aktuellen Pressemitteilung.
Selbst wenn die Stadt oder ein Investor die 30 Millionen „Plus X“ für eine neue Nutzung aufbringen sollten, dann werde es mit einem neuen Bebauungsplan weitere Jahre dauern, bis eine Alternative fertig gestellt worden sei. Solange könne Osnabrück nicht warten und Attraktivitätssteigerungen der Innenstadt müssten unabhängig von der Neumarktgestaltung vorangetrieben werden.
„In den 70iger Jahren lachte man in Osnabrück über Oldenburg und lag mit Münster gleich auf. Heute geht man lieber in Münster einkaufen“, so Grüner weiter.
Grüner sieht hierfür folgende Gründe:
- Bessere Erreichbarkeit der Münsteraner und Oldenburger Innenstadt und weniger Probleme mit dem Parken
Die Parteien, die die Umlandkunden auf das Rad zwingen wollen oder planen, dass die Kunden vom Auto in den Bus steigen sollen, müssen endlich begreifen, dass das die Kunden nicht wollen. Man könne nach Münster auf einer doppelspurigen Straße fahren und dort ohne Probleme parken – dies sei in Osnabrück nicht möglich. Ebenso wollen die Kunden keine Einkäufe in „hubs“ zwischenlagern, um diese nach dem Einkauf dann mit dem Bus zum Auto zu bringen – „die Kunden wollen unkompliziert in die Stadt rein und raus, um dort einzukaufen, auch wenn die „Mobile Zukunft“ der Stadtwerke etwas Anderes plant“, so Grüner weiter.
Einkaufserlebnis, Ambiente, Gastronomie und Parkplätze – was in Münster und Oldenburg funktioniert und erlebbar ist, werde von einer ideologischen, geschäftsschädigenden und kundenfeindlichen Osnabrücker Verkehrspolitik negiert. Die Johannisstraße funktioniere dort, wo der Kunde mit dem Auto hinkommt – dort, wo nur Busse fahren, dominieren die 1 Euro Läden.
Wenn der Neumarkt für den Individualverkehr gesperrt sei, staue sich der Verkehr auf dem Wall – auch der unerschrockenste Einkäufer kehre dann um und fahre ins Umland zum Einkaufen. Bevor der Neumarkt wieder alternativlos gesperrt werde, müsse auch über die im Masterplan Mobilität genannten Alternativen gesprochen werden. Eine Fahrradstadt wie Groningen verfüge über einen geschlossenen äußeren und inneren Ring – dies sei eine prüfenswerte Option auch für Osnabrück.
- Immer weniger Inhabergeführte Geschäfte in Osnabrück
Inhabergeführte Geschäfte werden in Osnabrück immer weniger, austauschbare Filialen prägen immer mehr das Stadtbild. L&T habe es vorgemacht, wie analoges Einkaufen weiterhin Spaß machen kann. Kleidung, Essen, Besonderheiten, Märkte unter einem Dach – ein Erlebnis, welches durch Ebay nicht ersetzbar sei. Das Center hätte wie in anderen Städten die Innenstadt kannibalisiert.
- Keine „high end“ Geschäfte in Osnabrück
Für den besonderen Einkauf geht es nach Münster. Warum nicht nach Osnabrück? Wieso findet Decathlon keine passende Dependance in Osnabrück? Statt sich mit Planern und Investoren zu arrangieren sollte der Dialog mit der Osnabrücker Kaufmannschaft aufgenommen werden, wie Osnabrück wieder zu einem Einkaufserlebnis werden kann.
Um die Johannisstraße wieder erstarken zu lassen, müsse die Busbelastung dort reduziert werden und die Stadtwerke ggf. auf den Neumarkt als zentralen Busbahnhof verzichten.
Die Johannisstraße benötige keine neuen 1 Euro Läden, sondern Ladengeschäfte, die diesen Namen auch verdienen. Anreize könnte hier ein Förderungsfond geben, welcher die derzeitigen hohen Mieten kompensieren könnte.
Es gelte zukünftig zu verhindern, dass sich die Fehler der Politik wie beim Ringlockschuppen, Neumarkttunnel oder Einkaufscenter wiederholen. Gleichzeitig müsse ein Augenmerk darauf liegen, eventuelle Kostenexplosionen beim Theater oder dem Radwegeverkehrsplan zu vermeiden. „Hier gilt es dringend ein Expertengremium zusammen zu rufen, um die Fehler der Vergangenheit in Zukunft zu vermeiden“, so Grüner abschließend.